40 Jahre Adventtreffen Hadres

Adventtreffen Hadres

40 Jahre Adventtreffen Hadres © S. Jordan

Inmitten einer Zeit, wo die Grenze des „Eiserner Vorhang“ das Leben der Menschen in den Dörfern mitunter nur durch deren Abwanderungen ihnen eine Perspektive lieferte, fand 1984 das erste Adventtreffen in der Hadreser Kellergasse statt. Erstmals wurde ein Adventmarkt, der hier als Adventtreffen bezeichnet wird, in einer Kellergasse in Niederösterreich veranstaltet.

Ins Leben gerufen wurde das Adventtreffen von Anna Jencsok (1935–2024) mit der finanziellen Unterstützung des NÖ Bildungs- und Heimatwerks und des damaligen Bürgermeisters Josef Fürnkranz. Die Idee war, heimischen Bäuerinnen und Bauern eine Möglichkeit zu geben, ihre eigenen Produkte anzubieten, etwa Weihnachtsgebäck, Wein oder auch handwerkliche Produkte wie Strick- und Holzwaren etc. Anfangs gab es rund zehn Aussteller, aber jedes Jahr wurden es mehr Besucher und mehr Stände, an denen am zweiten und dritten Adventwochenende in der Kellergasse regionale Produkte angeboten wurden. 

Jencsok gab auch strenge Regeln für die Aussteller vor: nur weiße Tischtücher und Nadelbaumzweige als Dekoration, und Wiener Schnitzel oder Pommes frites waren nicht erlaubt. Sie wollte einen stilvollen Adventmarkt veranstalten und den Charakter eines Jahrmarktes unbedingt vermeiden. Weil der Advent die besinnlichste und stillste Zeit des Jahres ist, durfte zwar selbstgemachter Weihnachtschmuck verkauft werden, aber das grüne Reisig im Außenbereich musste ungeschmückt bleiben. Als Beleuchtung waren ausschließlich Fackeln oder Kerzenlicht erlaubt. Anna Jencsoks Vorgaben prägen im Wesentlichen bis heute das Gesamtbild es Adventmarktes.

Für die Zeit des Adventtreffens wurde 1990 im Bürgermeister-Keller ein Sonderpostamt eingerichtet.

1993 verließ Jencsok überraschend Hadres, und Bürgermeister Karl Weber erkannte die Dringlichkeit, mit der das inzwischen schon gut bekannte und beliebte Adventtreffen weitergeführt werden musste. Es wurde eine Adventgesellschaft gegründet, deren Obmann Karl Schiel war. Sein Stellvertreter war Johann Dorner. 1994 wurde anlässlich des 10. Adventtreffens eine Postkarte herausgegeben, und in den Medien wurde von 8.000 Besuchern berichtet. 

2001 wurde zum 17. Adventtreffen eine Fünf-Euro-Sonderbriefmarke für das Jahr 2002 präsentiert.  Darauf befand sich das Motiv der Presshäuser der Kellergasse Hadres. Auf Initiative von Leonhard Wieser gab es am 1. Jänner 2002 für die Aktion „Licht ins Dunkel“ den Ersttagsstempel im Sonderpostamt im Bürgermeister-Keller. Viele Interessenten standen in langer Schlange, um sich den begehrten Ersttagsstempel zu holen. Für eine Sonderbeförderung mittels Ballon wurde ein eigener Stempel kreiert. Der Ballon hob in Hadres ab und landete in Aspersdorf, wo der Postbote die Postsäcke abholte und sie nach Hollabrunn lieferte. Insgesamt wurden dabei rund 10.000Euro gesammelt.

Vor zehn Jahren übergab Karl Schiel die Funktion des Obmanns an Franz Weinwurm, der seit 2002 Schriftführer von der Adventgesellschaft war.

Zwischen 2020 und 2022 fand aufgrund der Covid-19-Vorgaben bzw. Lockdowns kein Adventtreffen statt.

Vor zwei Jahren wurde Romana Schuler Obfrau. Sie organisiert mit der Adventgesellschaft und mit ihrem Verein „Vom globalen zu irgendeinem Dorf“ seither das Hadreser Adventtreffen.

Letztes Jahr haben über 90 Aussteller in der Kellergasse ihre Produkte angeboten.

Am 26. Februar 2024 ist Anna Jencsok im Alter von 88 Jahren verstorben. Anlässlich des 40-jährigen Bestehens des Adventtreffens wird eigens ein Film in der längsten und stimmungsvollsten Kellergasse Europas produziert. Dieser Film ist Jencsok gewidmet, eine Frau, die durch ihr kulturelles Engagement neue Sichtweisen für unsere alten Kellergassen in Hadres und letztlich im gesamten Pulkautal aufzeigte.

Aktuelle Information findet sich auch auf der neuen Website: www.adventtreffen-hadres.at

Text Romana Schuler

26.11.2024